…where is the milkmaid

Arbeiten / Ausstellungen

VERSCHIEBUNGEN … auf den Spuren eines Milchmädchens, 2023

Ortsspezifische Installation im Schlossgut Finowfurt  / 07/23 mit endmoräne.V. Künstlerinnen aus Berlin/Brandenburg

Erste Spuren des Schlossgut Finowfurt finden sich bereits im 14. Jhd. Im Lauf der Zeit hatte es die unterschiedlichsten Lehensherren, Besitzer und Besetzer. Nazis zogen mit ihren Panzer und Flugzeugen ein – die roten Armee feierte die Befreiung und die Besetzung. Zu DDR Zeiten galt es als Mustergut der LPG. Nach der Wende wurde alles schnellstmöglich aufgelöst. Die Verwalter standen plötzlich mit  6.000 Litern Milch da: „Wohin damit?“ – „Auf den Acker gießen“ hieß es. Das Gut verfiel zusehends und alles, was „beweglich“ war, wurde gestohlen, auch die Bronzeskulptur.

Am Eingangstor des Schlossgut Finowfurt steht ein unscheinbares, weiß gestrichenes, trapezförmiges Podest aus Zement. Ein verrostetes Gewinde ragt hervor. Herausgebrochene Zementteile erzählen die Geschichte eines Raubes. Auf diesem Podest stand eine beinahe lebensgroße Bronzefigur. Sie wurde „Das Milchmädchen“ genannt. Die Statue im Stil des sozialistischen Realismus stellte eine Bäuerin bzw. Milchfrau dar und stand für die besonderen Verdienste des LPG Mustergutes. Nicht lange hatte sie dort ihren Platz. Im Jahre 2000 wurde sie gestohlen.

In dieser Ausstellung widme ich dieser verlorengegangenen Figur einen Raum. Das Narrativ des Milchmädchens führte mich zur Fabel „Das Milchweib“des französische Dichters Jean de la Fontaine (1678). Es ist die Geschichte einer Bäuerin, die sich auf dem Weg zum Markt vorstellt, was sie von dem Erlös für ihre Milch alles kaufen könnte – so lange und so intensiv – bis ihr der Topf herunterfällt und zerbricht.

Die Fabel trifft die Geschichte des Ortes – viele Leerstellen und Fragen bleiben offen, die Träume bleiben. Der Raub der Bronzefigur – sei sie Milchmädchen, Milchfrau – oder Milchweib genannt – steht symbolisch für den Wandel der Zeit.

Im Raum: Milchkannen / Eimer im Raum auf Podesten Weiße Kabelbinder, Tuch Fotokopien, Diaprojektion und Ton

Jetzt steht das komplett verfallene Schloss im Kreisverkehr – zwischen Aldi, Lidl, Mc Donalds, Tankstellen, Baumarkt – auf der grünen Wiese.