Arbeiten / Kunst im Öffentlichen Raum
Green Room
Performative Installation im Kunstbüro Hasenbergl – München – 2000
Kunst hat in einer Gegend, die als sozialer Brennpunkt schon fast Tradition aufweist, einen schweren Stand – im Hasenbergl muss die Kunst erst ihre Betrachter finden, die Menschen hier direkt ansprechen. Eine Anforderung, der sich Susanne Pittroff gezielt stellt. In ihrer Arbeit thematisiert sie bestimmte Gegebenheiten des Stadtteils wie auch des Kunstbüros. Zunächst einmal will sie möglichst viele Menschen in den Ausstellungsraum locken und legt einen weithin sichtbaren roten Teppich aus – der ist freilich weder rot noch aus Samt, sondern er ist ein Zebrastreifen, der den Waldweg auf der anderen Seite der Straße ebenso wie den realen Zebrastreifen aufnimmt und ihn über den Fußweg hinweg in den Raum hineinzieht, so die Barriere und Schnittstelle zwischen Innen und Außen überwindet. Auch das zweite Element hat durchaus eine gezielt gesetzte Lockwirkung: Bereits von weit her sind die drei Kissenberge sichtbar, die im Raum aufgehäuft wurden. Die Kissen sind mit Namen bedruckt, die allerdings keineswegs willkürlich gewählt wurden. S. Pittroff hat vielmehr auf diese Weise den hinter dem Gebäude des Kunstbüro aufragenden Wohnblock mit einbezogen und die Namen aller Bewohner von den Klingelschildern der drei Eingänge abgenommen. An alle diese Anwohner erging die Einladung, sich doch nach der Ausstellung ihr „persönliches“ Kissen abzuholen. Die Kissen, die Wohnlichkeit und Wohlbehagen vermitteln, stehen allerdings nicht stellvertretend für die Personen, sondern für deren Wohnungen, die innen zwar individuell eingerichtet sind, nach außen aber ziemlich gleichförmig wirken. Auch die Kissen wirken gleichförmig, sind lose aufeinander gelegt, berühren sich, sind aber nicht aneinander befestigt. Trotzdem laden die Kissenhaufen dazu ein, sich einfach in sie fallen zu lassen – sie sind Sinnbild eines sozialen Netzes, das zwar zu Zeiten der gesellschaftlichen Vereinsamung nicht immer auf Gesprächskontakt basiert, sondern – der Schriftzug „somewhere“ deutet es an – das Leben in vielen Schlafstädten und Vororten prägen. (…)
Auszug Eröffnungsrede: Claudia Teibler