Arbeiten / Kunst im Öffentlichen Raum
Spaziergang im Garten (1998)
Installation in der Orangerie – München
(…) Mitspieler sind Licht, Zeit und Raum. Blumennamen flitzten durch den Raum, bilden botanische Allianzen oder zufällige Gemeinschaften.
Für den Kontext der Lichtinstallation in der Orangerie sind dabei mehrere Faktoren von Bedeutung: Die detailgetreue Naturdarstellung der farbigen Blumenmotive des Teppichs (die Namen beziehen sich auf Darstellungen des Tausendblumenteppichs 1460) zeugen vom Glauben in die Dinge, der im krassen Gegensatz zum Präsenzverlust der projizierten Sprachbilder aus immateriellem Licht steht. (…) dieser Garten erscheint als reine Projektion, vertreten durch Lichtzeichen von Blumennamen, die als Wortchoreografie in geballten, sich verdichtenden und wieder auflösenden Ordnungssystemen über die Wand tanzen: Massliebchen, Kratzdistel, Narzisse, Taubnessel, Beinwell, Goldlack, Schwertlilie, um nur einige zu nennen. Die Poesie der Namen erinnert an Hirtengedichte Vergils – und doch entstehen die Schriftbilder mit Hilfe modernster Technik: computergesteuerte Bewegungsscheinwerfer, wie sie im Lichtgeblitze der Techno-Discos verwendet werden. Licht, heller und unwirklicher als das Tageslicht im Ausstellungsraum. Die raum- und situationsbezogene Arbeit von Susanne Pittroff spielt mit historischen Gehalt und der inhaltlichen Besetztheit des Platzes ebenso wie mit der Besetztheit der Sprache oder des Bildes. – Kulturadaption als Beheimatung? (…) Susanne Pittroff weiß diese Bezüge behutsam aufzugreifen und führt den sommerlichen Spaziergänger in ein paradiesische Projektion der eigenen kippenden Zeit. (…)
Auszug Begleittext zur Ausstellung: Eva Ruhland
Fotos: ©Josef Loderer